Konzept
Emmi Pikler
Emmi Pikler, eine ungarische Ärztin, gründete 1945 in Budapest ein Kinderheim für Sozialwaisen. Das Heim war ursprünglich für Kinder tuberkulose kranker Mütter gedacht. Sie entwickelte dort für die Kinder, die in ihrem Heim aufwuchsen eine ganz besondere Betreuungsqualität für frühkindlichen Erziehung.
Durch Jahrzehnte lange Erfahrung mit Säuglingen und Kleinkindern verwirklichte Emmi Pikler ihre entwickelte Grundsätze in ihrem Institut. Die Kinder die dort aufwuchsen gründeten später in der Mehrzahl selbst Familien und wurden sozial integriert Bürger. Sie bewies damit, dass Hospitalismus* keine zwangsläufige Begleiterscheinung von institutioneller Erziehung sein muss.
Für Emmi Pikler war Säuglingspflege bereits Erziehung. Pflege befriedigt sowohl die körperlichen als auch die seelischen Bedürfnisse des Kindes. Pflege als Kommunikation war ein wichtiges Grundprinzip Emmi Piklers. Es kam ihr darauf an, die alltäglichen Pflegehandlungen als zentral wichtig für Kommunikation mit dem Kind und seiner Erziehung zu betrachten. Eltern oder Erzieherinne sollten diese „Prozedur“ nicht „so schnell wie möglich“ hinter sich bringen, um sich dann dem „Eigendlichen“, dem Spiel mit dem Kind zuzuwenden. Körperpflege und Nahrungsaufnahme sind Kommunikation. Klare räumliche und zeitliche Struktur hilft dem Kind, sich in der Welt zu orientieren. Emmi Pikler entdeckte schon in den 30iger Jahren, das ein Kind, dem man dafür genügend Zeit lässt, sämtliche Bewegungsarten von allein heruasfindet, erprobt, träiniert und entwickelt. Entgegen der weit verbreiteten Ansicht von Experten, Kinder bräuchten die Hilfe von Erwachsenen, um Sitzen, Gehen und Stehen zu lernen, wurde im Emmi-Pikler-Institut beobachtet, das jedes Kind alle Bewegungsarten aus eigener Anstrengung entwickelt. Unterstützungsangebote von Erwachsenen hindern die eigenständige Bewegungsentwicklung. Echtes Selbstbewusstsein entwickelt sich durch das Erproben der eigenen Kräfte und der Freude an der eigenen Leistung. Förderprogramme sind nach Ansicht Emmi Piklers schädlich, denn sie erzeugen beim Kind die Abhängigkeit vom Erwachsenen. Nach Meinung von Emmi Pikler sollte jedem Kind die Zeit gelassen werden, die es brauch um zu lernen. Das freie Spiel ist für Entwicklung von zentraler Bedeutung sowie das ungestörte Experimentieren, es weckt immer wider aufs Neue das Interesse des Kindes. Es entwickelt dadurch nit nur sine motorischen Fähigkeiten, sondern gleichzeitig auch sein SELBST-Bewusstsein. Ein aktives Kind bildet sich immer, es kann gar nicht anders. Kinder können nicht gebildet werden – sie machen sich selbst ein Bild von ihrer Welt und tun dies aus eigenen Antrieb.
Laßt mir Zeit ist dann auch der Titel des Hauptwerkes von Emmi Pikler. Kinder, die sich alle Bewegungsarten selbst erarbeitet haben, sind fast in jder Position in der Lage, ihr Gleichgewicht zu finden. Dies gilt für das körperliche, ebenso wie für das seelische Gleichgewicht.
Hospitalismus nennt man das Auftreten von Entwicklungsstörungen bei Kindern als Folge von Heimaufenthalt im Säuglingsalter.
Maria Montessori
Maria Montessori (1870-1952), die als erste Frau in Italien den Doktortitel der Medizin erwarb, war nicht nur in verschiedenen Gebieten der Medizin und Politik tätig, sondern engagierte sich auch für den Frieden und setzte sich für die Würde und Rechte der Kinder ein.
Letzteres lag ihr besonders am Herzen, was sich in ihrem ganzen Lebenswerk widerspiegelt. Sie orientierte sich unmittelbar am Kind und berücksichtigte konsequent deren Bedürfnisse.
Maria Montessori ging es in ihrer Pädagogik zu aller erst um die Beobachtungen der Kinder und die daraus abgeleiteten Entwicklungsgesetze wie z.B. „sensible Phasen“, „Polarisation der Aufmerksamkeit“ oder „Bewegung“.
Diese Entwicklungsprozesse können jedoch nur in einer vorbereiteten Umgebung unter Berücksichtigung von Wahlfreiheit, Selbständigkeit und Individualisierung statt finden. Ein weiterer Bestandteil der Montessoripädagogik sind die von ihr und später von ihrem Sohn Mario Montessori, entwickelten/überarbeiteten Arbeitsmaterialien, die jedoch nur zur Unterstützung der Entwicklungsgesetze und ihres nach und nach entwickeltem anthropologischen Konzeptes sind.
Diese Arbeitsmaterialien ermöglichen die geistige Entwicklung über manuelle Tätigkeiten und Erfahrungen mit allen Sinnen. Dadurch wird ein Selbständiges Arbeiten und Kontrollieren der Lernerfolge ermöglicht.
Hier wird das Zitat von John Locke
„ Nichts ist im Verstande, was nicht vorher in den Sinnen war“
,deutlich, welches Maria Montessori sich zum pädagogischen Prinzip gemacht hat.
Zwei weitere Grundgedanken sind:
„Folge dem Kind es wird dir seinen Weg schon zeigen“
und
„Hilf mir es selbst zu tun“.
Diese Grundgedanken begleiten auch unsere Arbeit.
Wir geben den Kindern Raum und Zeit, den eigenen Lernbedürfnissen zu folgen und bieten ihnen durch die pädagogisch vorbereitete Umgebung, ein kindzentriertes Umfeld an, in der sie ihre Fähigkeiten entfalten und ihr Selbstbewusstsein entwickeln können. Bei uns wird jedes Kind als ein Individuum mit all seinen Stärken und Schwäche gesehen, welches durch seine eigenen Erfahrungen lernt.
Spielzeugfreie Zeit im Kinderladen
Dieses Projekt wurde 1992 vom Suchtarbeitskreis Weilheim-Schongau (Bayern) in Zusammenarbeit mit dem städtischen Kindergarten Penzberg entwickelt.
In der spielzeugfreien Zeit wird für einen begrenzten Zeitraum von ca. drei Monaten das Spielzeug aus den Gruppenräumen entfernt, das heißt alle Materialen außer dem Mobiliar. Dies geschieht mit ausreichender Vorbereitungszeit mit den Kindern gemeinsam. (für Kinder ab dem 3. Lebensjahr geeignet)
Innerhalt dieses Zeitraum soll ein neuer Spielraum für die Kinder geschaffen werden, in dem sie ihre eigenen Fähigkeiten, ihren eigenen Rhythmus, ihre eigenen Grenzen und Möglichkeiten erkennen können.
Ziel dieses Projektes ist die Stärkung der Lebenskompetenzen, d. h.:
- die Fähigkeit, sich verständlich zu machen und andere zu verstehen
- die eigenen und die Bedürfnisse der anderen wahrzunehmen
- die Fähigkeit, Beziehungen aufzubauen
- die Fähigkeit mit „Langeweile“ umzugehen, und eigenen kreative Lösungen zu finden usw.
Studien aus der Suchtforschung haben ergeben, dass Menschen, die vielfältige Lebenskompetenzen entwickelt haben, deutlich weniger suchtgefährdet sind.
Geraden das Spielzeug wird in dieser Zeit herausgenommen, da dieses eines der beliebtesten Konsumgüter von Kindern ist und der Kauf von Spielzeug kurzfristig Frustrationen und unbefriedigte Bedürfnisse verdrängen kann.
Für die Kinder wird in dieser Zeit wieder ein Freiraum geschaffen, um „zu sich selbst zu kommen“, sie können für einen begrenzten Zeitraum eine Gegenerfahrung zum Alltag machen.
Wir haben die spielzeugfreie Zeit erstmals von Oktober bis Dezember 2005 durchgeführt und damit sehr positive Erfahrungen gemacht. Wir haben es 2006 wiederholt, mit gleichem Erfolg und werden es auch zukünftig als regelmäßiges Projekt einmal im Jahr durchführen. Nach der spielzeugfreien Zeit ist seht viel weniger Spielzeug in die Gruppenräume zurückgewandert, auf Wunsch der Kinder.